Bürgerinitiative Gegenwind-Schneifel

Wasser, Moor und Fenn

Auwersee640x418Dicke Wolken und Tage, an denen die Regenschauer einfach nicht enden wollen, gehören zu der Gegend um den Schwarzen Mann. Ein sehr wichtiger Aspekt der Schneifel ist ihre naturgegebene Aufgabe, die sie im Hinblick auf die Wasserversorgung der Region einnimmt bis überregional hin zu der Einspeisung von Wasser in die Flüsse Our, Sauer, Mosel Saar, west – und südwärts und in die Maas im Norden.

Geologisch betrachtet besteht der Schneifelhöhenzug aus Quarzit, einem sehr harten Gestein, das selbst nicht in der Lage ist Wasser aufzunehmen. Daher ist das im Laufe der Zeit angesammelte Erdreich zusammen mit den Wurzeln der Bäume von großer Bedeutung, um das Regenwasser zu halten. Schaut man sich den Quellenatlas von Rheinland-Pfalz an, so wird die Bedeutung der Schneifel augenscheinlich: nirgendwo anders in RLP als im Bereich des Pfälzer Waldes, in der Grenzregion zu Belgien und Luxemburg und eben in der Schneifel gibt es ein höheres Vorkommen natürlicher Quellen.

Die Schneifel als gesamte geobiologische Landschaft fängt das dort häufig in reichlichen Mengen niederfallende Regenwasser auf, kann es auch dank der Bewaldung halten und verteilen. Sodann wird es „eine Etage tiefer“ gespeichert in natürlichen Rückhaltebecken, den Feuchtbiotopen wie Mooren und Fennen auf halber Höhe auf dem Weg ins Tal. Hier entspringen zahlreiche Quellen, die überwiegend auch noch den Status „naturnah“ haben. Das Wasser aus den Quellen sammelt sich in Bächen wie dem „Schlausenbach“ und dem „Alfbach“, „Möhnbach“ und „Mehlenbach“ und weiteren kleinen Gewässern, die in die Our fließen. Diese ihrerseits bringt das Wasser aus der Schneifel hin zu Sauer, Mosel und Saar.
Eine leider häufig nicht beachtete oder bekannte Gegebenheit ist, dass Quellen nach §30 BnatSchG und nach §28 LnatSchG in Rheinland-Pfalz gesetzlich geschützt sind.

Dieses sinnvolle im Laufe der Zeit entstandene Gefüge des Wasser-Auffangens, -Bewahrens, -Speicherns und -Verteilens ist sehr kostbar und künstlich nicht herstellbar. Hier zeigt sich die Bedeutung der Schneifel für den Wasserhaushalt einer gesamten Region. Betrachten wir jedoch die Schneifel isoliert als ein Gebiet großer „Windhöffigkeit“ und tragen dieser ganzheitlichen Bedeutung wie beschrieben nicht Rechnung, sondern bauen orientiert nur an der Eigenschaft der Windhöffigkeit Windkraftanlagen auf dem Höhenzug der Schneifel, dann werden die wichtigen Eigenschaften dieses Höhenzuges empfindlich beschädigt. Eine Abholzung des Waldes von 1 ha pro Windkraftanlage plus Abholzungsflächen im Gebiet der Zuwegungen und Kabeltrassen, das Versiegeln der Erde durch den Bau von Betonfundamenten und Straßen könnte verheerende Folgen haben. Das Regenwasser würde ohne die Zwischenstation im Wurzelwerk der Bäume sowie der unverdichteten Erde unmittelbar ins Tal strömen, die Moore überfluten und zerstören und die Bäche mit Wucht füllen, so dass eine Zunahme von Überschwemmungen die Folge sein könnte.

Am Beispiel der Gemeinde Braunsbach, Baden-Württemberg, ließ sich Ende Mai dieses Jahres beobachten wie kleinste Bäche zu reißenden Flüssen mit zerstörerischem Potential werden können. Dort hatte man auf einem Höhenzug oberhalb des Ortes Autobahnen und Industriegebiete gebaut, ohne weiter zu berücksichtigen wie sich dies auf die Region unterhalb auswirken würde.

Hinzu kommt aber auch noch die Gefahr der Verunreinigung naturnaher Quellen durch toxische Produkte, die im Bereich der Windkraftanlagen in den Grund geraten können und das Wasser nachhaltig verschmutzen.
Eine weitere negative Auswirkung könnte sich auch in der allmählichen Erosion der natürlichen Schneifellandschaft widerspiegeln: Das Erdreich auf dem Quarzitgestein würde im Laufe der Zeit fortgespült, da es nicht mehr in ausreichendem Maße durch die Wurzeln der Vegetation gehalten würde, denn rund um die Schneisen, die wegen der WEA in den Wald gehauen werden, würden die oft starken Stürme auf der Schneifel viele weitere Bäume umreißen.
Nicht zuletzt würden auch mit der Abholzung der Wälder und der Zerstörung der Moore wichtige Elemente im Zusammenhang mit dem Vorkommen und der Speicherung, bzw. der Umwandlung von CO2 fortfallen: Bäume verstoffwechseln CO2, Moore sind wichtige CO2-Senken. Wälder und Moore sorgen also dafür, dass weniger CO2 in die Atmossphäre gelangt.

Schließlich muß in Zeiten wachsender Knappheit der Resource Wasser die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Baus von Windkraftenergieanlagen (mit den geschilderten wahrscheinlichen Konsequenzen) in einem Naturreservat wie der Schneifel, die in großem und bedeutenden Maße zur Erneuerung der regionalen und überregionalen Wasservorräte beiträgt, gestellt werden.

Hier muß dringend ein Gutachten erstellt werden, dass nicht nur die Umweltverträglichkeit des Baus einer WEA an ihrem Standort prüft, sondern auch die Auswirkungen des Baus von Windkraftanlagen auf den Gesamtkontext, in dem die Schneifel hydrogeobiologisch gesehen werden muß.


Quellen:

 

 

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